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Tabaeris/ChatGPT, 12. Okto­ber 2025

Stra­te­gi­sche Form der öffent­li­chen Recht­fer­ti­gung oder Ver­tei­di­gung durch Orga­ni­sa­tio­nen zur Wah­rung oder Wie­der­her­stel­lung ihrer Repu­ta­ti­on in Krisensituationen.

Der Begriff Cor­po­ra­te Apo­lo­gia stammt aus der Rhe­to­rik, in der Apo­lo­gie ursprüng­lich eine Rede zur Selbst­ver­tei­di­gung bezeich­ne­te. In der Kri­sen­kom­mu­ni­ka­ti­on beschreibt er die kom­mu­ni­ka­ti­ve Stra­te­gie eines Unter­neh­mens, mit der es auf öffent­li­che Kri­tik, Vor­wür­fe oder Skan­da­le reagiert, um Legi­ti­mi­tät und Ver­trau­en zurück­zu­ge­win­nen.
Das Kon­zept wur­de ins­be­son­de­re durch W. Timo­thy Coombs und Wil­liam L. Benoit geprägt und gehört zu den zen­tra­len Ansät­zen der rhe­to­ri­schen Kri­sen­theo­rie. Es betont die Bedeu­tung sprach­li­cher und argu­men­ta­ti­ver Mit­tel in der Bewäl­ti­gung von Reputationskrisen.

Theoretischer Rahmen

Im Unter­schied zu ope­ra­ti­ver Scha­dens­be­gren­zung (Issue Manage­ment oder Dama­ge Con­trol) fokus­siert die Cor­po­ra­te Apo­lo­gia auf die rhe­to­risch-sym­bo­li­sche Dimen­si­on der Kri­sen­re­ak­ti­on. Sie ver­steht Kri­sen­kom­mu­ni­ka­ti­on als eine Form öffent­li­cher Argu­men­ta­ti­on, in der Orga­ni­sa­tio­nen ver­su­chen, ihre Hand­lun­gen mora­lisch, sach­lich oder emo­tio­nal zu legi­ti­mie­ren.
Ziel ist dabei nicht nur die Abwehr von Kri­tik, son­dern die Rekon­struk­ti­on eines kohä­ren­ten Nar­ra­tivs (sie­he auch Framing), das Ver­trau­en und Ver­ständ­nis in der Öffent­lich­keit wie­der­her­stel­len kann.

Strategische Elemente

Eine Cor­po­ra­te Apo­lo­gia kann ver­schie­de­ne kom­mu­ni­ka­ti­ve Tak­ti­ken umfas­sen, die je nach Kri­sen­art und Ver­ant­wor­tungs­grad kom­bi­niert werden:

  • Leug­nung (Deni­al): Zurück­wei­sung von Vor­wür­fen oder Verantwortung.
  • Recht­fer­ti­gung (Justi­fi­ca­ti­on): Aner­ken­nung des Ereig­nis­ses bei gleich­zei­ti­ger Rela­ti­vie­rung oder Erklä­rung durch exter­ne Umstände.
  • Ver­ant­wor­tungs­über­nah­me (Respon­si­bi­li­ty Ack­now­ledgment): Teil­wei­se oder voll­stän­di­ge Akzep­tanz der Verantwortung.
  • Ent­schul­di­gung (Apo­lo­gy): Aus­druck von Bedau­ern oder Schuld­ein­ge­ständ­nis, häu­fig mit emo­tio­na­ler Komponente.
  • Kor­rek­tur­mass­nah­men (Cor­rec­ti­ve Action): Ankün­di­gung von Maß­nah­men zur Behe­bung des Pro­blems und Prä­ven­ti­on künf­ti­ger Vorfälle.
  • Trans­pa­renz und Dia­log: Offen­heit gegen­über Stake­hol­dern zur Wie­der­her­stel­lung von Glaub­wür­dig­keit.

Ziel und Wirkung

Ziel der Cor­po­ra­te Apo­lo­gia ist die Wie­der­her­stel­lung des beschä­dig­ten Images (oder Repu­ta­ti­on) und die Wah­rung orga­ni­sa­tio­na­ler Legi­ti­mi­tät. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on rich­tet sich dabei an eine Viel­zahl von Stake­hol­der-Publi­ca – etwa Kund­schaft, Mit­ar­bei­ten­de, Inve­sto­ren, poli­ti­sche Akteu­re und Medi­en.
Die Wirk­sam­keit der Stra­te­gie hängt wesent­lich von der Kri­sendar­stel­lung (Deu­tung), der öffent­li­chen Wahr­neh­mung der Ver­ant­wor­tung und der Kohä­renz der Erzäh­lung ab. Stu­di­en zei­gen, dass Apo­lo­gien mit glaub­wür­di­gen Kor­rek­tur­mass­nah­men und einer emo­tio­nal anschluss­fä­hi­gen Spra­che ten­den­zi­ell erfolg­rei­cher sind (Coombs, 2014).

Bedeutung

Die Cor­po­ra­te Apo­lo­gia gilt heu­te als ein Kern­in­stru­ment stra­te­gi­scher Kri­sen­kom­mu­ni­ka­ti­on. Sie ver­bin­det rhe­to­ri­sche, psy­cho­lo­gi­sche und orga­ni­sa­tio­na­le Per­spek­ti­ven und stellt damit ein Bin­de­glied zwi­schen Image Resto­ra­ti­on Theo­ry, Situa­tio­nal Cri­sis Com­mu­ni­ca­ti­on Theo­ry (SCCT) und prak­ti­schen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gien dar. In der Pra­xis bil­det sie häu­fig den Rah­men für Ent­schul­di­gungs­re­den, Pres­se­mit­tei­lun­gen oder CEO-State­ments in Krisensituationen.

Literatur

Benoit, W. L. (1995). Accounts, Excu­ses, and Apo­lo­gies: A Theo­ry of Image Resto­ra­ti­on Stra­te­gies. Alba­ny, NY: Sta­te Uni­ver­si­ty of New York Press.
Coombs, W. T. (2014). Applied Cri­sis Com­mu­ni­ca­ti­on and Cri­sis Manage­ment: Cases and Exer­cis­es. Thou­sand Oaks, CA: SAGE Publi­ca­ti­ons.
Hea­rit, K. M. (2006). Cri­sis Manage­ment by Apo­lo­gy: Cor­po­ra­te Respon­se to Alle­ga­ti­ons of Wrong­do­ing. Mah­wah, NJ: Law­rence Erl­baum Associates.