20. Oktober 2021
Die Krisenvorbereitung gehört zur Krisenprävention. Sie beinhaltet sämtliche in der ordentlichen Lage getroffenen Massnahmen und Instrumente, die darauf abzielen, eine potenzielle Krise optimal zu bewältigen.
“Während im Rahmen der Krisenprävention Frühwarnsysteme eingesetzt werden, um den Ausbruch von Krisen zu verhindern, dienen Massnahmen der Vorbereitung auf den akuten Fall dem geplanten und schnell koordinierbaren Einsatz von Instrumenten der akuten Krisenbewältigung.” (Schwarz & Löffelholz, 2019, S. 4)
Obwohl jedes Krisenfachbuch auf die Bedeutung der Krisenvorbereitung hinweist, wird in der Praxis diesem Aspekt nach wie vor zu wenig Beachtung geschenkt. Dies führt denn auch zu den bekannten Feuerwehrübungen der Kommunikationsabteilungen mit dem entsprechenden Fehlerrisiko. Einer der bekanntesten Fälle ist Schweizerhalle, als der Basler Chemiekonzern Ciba Geigy über Nacht völlig überraschend mit einer öffentlich-publizistischen Krise konfrontiert worden ist.
Wir unterscheiden zwischen Vorbereitungen auf strategisch-konzeptioneller Ebene, organisationellen Massnahmen, Vorbereitungsarbeiten Kommunikation & Medien sowie Massnahmen bezüglich IT-Infrastruktur.
Vorbereitung auf strategisch-konzeptioneller Ebene (Szenarien und vorbehaltene Entschlüsse)
Zu den vorbereitenden Massnahmen auf strategischer Ebene gehören die Bildung von Szenarien, die Ableitung vorbehaltener Entschlüsse (mögliche Strategien) und das Üben mit simulierten Ernstfällen auf der Basis der erarbeiteten Szenarien.
Organisationale Massnahmen
Vorbereitende organisatorische Massnahmen bezwecken vor allem zeitgerechte und koordinierte Abläufe – an erster Stelle die Regelung des Informationsflusses. Dazu braucht es nach Coombs „a plan, team and spokesperson“ (Coombs 2010, S. 26). Der Krisenplan (Krisenhandbuch) und der Krisenstab sind die bekanntesten und wohl wichtigsten organisatorischen Instrumente der Krisenvorbereitung. (siehe auch Schwarz & Löffelholz, 2014, S. 5). Dazu gehören:
- der Krisenplan (+Notfallzettel, Adressenlisten Ansprechpartner Medien, Opinion Leader, Influencer, ev. betroffene & involvierte Organisationen)
- der Krisenstab
- der Krisenraum
Instrumente & Massnahmen Kommunikation & Medien
Es handelt sich um erster Linie um Massnahmen in instrumenteller Hinsicht, die in den Einsatz von formal bzw. technisch standardisierten Instrumenten der Unternehmenskommunikation einfliessen können. (Schwarz & Löffelholz, 2014, S. 5) Dazu gehören:
- Bestimmung und Schulung des Mediensprechers (Pressesprechers) als zentrale Instanz im Krisenstab
- Statements und Argumentarien
- Präsentationsdossier
- Dark Site, automatisierte Ansprachen mit Social Bots
- “Nasty Questions” (Frage-/Antwortspiel)
- Medientraining und Interviewschulung
- kontinuierliche Netzwerkpflege und Medienarbeit im Rahmen der üblichen
Instrumente & Massnahmen IT-Infrastruktur
Im Internetzeitalter spielt auch die IT-Infrastruktur zur Sicherstellung der überlebensnotwendigen Prozessabläufe, aber auch zur Sicherstellung der Informationsprozesse und der Kommunikation während der Krise nach Innen wie nach Aussen eine zentrale Rolle. Wie die aktuellen militärischen Konflikte zeigen, kann die Störung oder Zerstörung der Kommunikationsinfrastruktur die operative Führung erschweren, wenn nicht verunmöglichen.