6. September 2021
Der Krisenplan ist ein zentrales Mittel der organisatorischen Krisenvorbereitung. Er ist kurz und enthält im Anhang funktionsspezifische Organigramme, Planungstabellen und Checklisten. Er regelt die organisatorischen Aspekte und bietet Hilfestellungen für Sofortmassnahmen inkl. Protokollierungs- und Meldewesen. Er sollte genau das auf den Punkt bringen, was in erster Linie zu tun ist. Diese schriftlich festgehaltenen Sofortmassnahmen helfen den Verantwortlichen in der ersten Schockphase und darüber hinaus, dass beim Einbrechen einer Krise zeitverzugslos reagiert wird und nichts vergessen geht.
Im Krisenplan (oder Krisenhandbuch) sind die Richtlinien für den Umgang und das Vorgehen in einer Krise festgehalten. Nach Dieter Herbst sollte es die aktuellen Organisationsregeln, einen Adresspool[1], Zuständigkeiten und Informationsbefugnisse enthalten (Wer trifft Entscheidungen? Wer ist in einer Krise für was verantwortlich? Wer ist der Sprecher und informiert? Wie ist die Kommunikationspolitik?) (Herbst 2003, S. 347). Das Krisenhandbuch wird als geheim klassifiziert. Um Missbräuche zu vermeiden, sollte jedes Exemplar nummeriert werden. Es ist eine Liste mit den Empfängern, der Nummer sowie der Unterschrift des Empfängers zu erstellen.
[1] Der Adresspool enthält Namen, Adressen, Telefonnummern, Telefaxnummern und Mailadressen wichtiger Personen (Behörden, Polizei, Journalisten usw.).
Mögliche Inhalte eines Krisenplans
Allgemeines | Kommunikations- und Verhaltensrichtlinien |
Krisenstab (organisatorische Richtlinien) | |
Standorte | |
Skizzierung des Ablaufplans bei einer Krise | |
Szenarien und Beurteilung des Krisenpotentials | Issue a) |
Issue b) usw. | |
Strategische Grundsätze | |
Ablaufpläne, Checklisten, Notfallzettel | Notfallalarmsystem (Feuer und Wasserschaden) |
Telefonische Anfragen von aussen | |
Grundsätze für die Medienarbeit während einer Krise | |
Proaktive Medienarbeit | |
Adressen | Wichtige Adressen: Mitglieder des Krisenstabs, Polizei, Arzt, Spital, Behörden (E‑Mail, Telefonnummern, Natel)
Unternehmensinterne Adressen Adressenlisten Medien, Anspruchsgruppen |
Allg. Vorlagen | Krisen-Logbuch |
Meldeformular Störfall/ Notfall/
Krisenereignis (Notfallmeldung) | |
Meldeformular „Telefonische Anfrage in Krisensituationen“ | |
Vorlage Pressemitteilung, Dokumentation | |
Szenarienspezifische Dokumente | Dark Site (Web) |
Positionspapiere, Argumentarien | |
Frage-/Antwortspiel |
Eine Herausforderung ist die Koordination bei Konzernen mit Produktionsstätten in verschiedenen Ländern und mit einer internationalen Marktausdehnung. Neben der Komplexität des internen Systems sind bei den Informationsbestrebungen ebenfalls die unterschiedlichen Kulturen und Sprachen zu berücksichtigen. Inwieweit hier das Headoffice (HO) richtungsweisende Vorgaben im Sinne der Einheitlichkeit und Koordination erstellen darf, ist eine Frage, mit der sich solche Konzerne immer wieder auseinandersetzen müssen. So können Krisenhandbücher bei internationalen Unternehmen sehr komplex werden und ein Ausmass von über 100 Seiten annehmen. In solchen Fällen ist das Handbuch übersichtlich und empfängerkonform zu strukturieren, sodass für den Empfänger sofort ersichtlich wird, welche Seiten ihn betreffen.
Der Krisenplan sollte keine Inhalte enthalten, die den allgemeinen Grundsätzen der Kommunikation und des Management widersprechen (siehe beispielsweise Grundsätze Cyberangriff). Er sollte so weit konkretisieren, wie es die Einschätzung der möglichen Krisenlage erlaubt, aber nicht Gewissheiten vortäuschen, wo keine bestehen. Mit anderen Worten: Der Krisenplan muss den Handlungsspielraum für Unerwartetes/Ungewisses offen halten.
Krisenplan / Notfallplan (ChatGPT 4.0)
Ein Krisenplan und ein Notfallplan haben zwar ähnliche Ziele, nämlich auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren, sie unterscheiden sich jedoch in ihrem Fokus und Anwendungsbereich.
Notfallplan:
- Fokus: Ein Notfallplan konzentriert sich auf unmittelbare, oft physische Gefahren für Menschen, Einrichtungen oder Betriebsmittel. Es geht vor allem darum, Leben zu schützen und Sachschäden zu minimieren.
- Inhalt: Typischerweise beinhaltet ein Notfallplan detaillierte Verfahren für Evakuierungen, Erste Hilfe, Feuerbekämpfung und andere Sofortmaßnahmen. Er umfasst oft auch Kontaktlisten von Notfalldiensten und Anweisungen zur Alarmierung.
- Beispiele: Brandschutzpläne, Evakuierungspläne bei Erdbeben oder Hochwasser.
Krisenplan:
- Fokus: Ein Krisenplan behandelt breitere und oft komplexere Situationen, die das Potenzial haben, die langfristige Stabilität, den Ruf oder die Betriebsfähigkeit einer Organisation zu beeinträchtigen. Krisen können physische Ereignisse umfassen, betreffen aber auch oft soziale, ethische oder rechtliche Probleme.
- Inhalt: Ein Krisenplan enthält Richtlinien zur Kommunikation mit Stakeholdern, Strategien zur Schadensbegrenzung und zur Wiederherstellung normaler Betriebsabläufe. Dieser Plan bezieht häufig die oberste Führungsebene mit ein und beinhaltet Rollen und Verantwortlichkeiten, Kommunikationspläne und Reaktionsstrategien auf verschiedenste Krisenszenarien.
- Beispiele: Reaktion auf finanzielle Verluste, Management von Datenlecks, Umgang mit negativer Presse.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Notfallplan meist kurzfristige, operative Maßnahmen zur unmittelbaren Gefahrenabwehr umfasst, während der Krisenplan langfristige Strategien zur Bewältigung und zur Minimierung von Schäden aus komplexeren und vielschichtigen Problemlagen beinhaltet. Beide Pläne sind entscheidend für die Vorbereitung und Reaktion auf unvorhersehbare Ereignisse, sollten jedoch an die spezifischen Bedürfnisse und Risiken einer Organisation angepasst werden.
Beispiel eines anonymisierten Krisenplans
Anhang eines Krisenplans (Beispiele)
Erste Schritte Assistenz (Triage)
Vorgehen Krisenstab Phase 1
Mediamanagement in Krise
Vorgehen einer Bak im Krisenfall
Erste Schritte Assistenz bei Erpressung
Vorbereitung Produktrückruf
Literatur:
Effektive Maßnahmen und Kommunikation bei Cybersicherheitsvorfällen