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Ver­ant­wor­tungs­rol­le spielt in Unter­neh­mens­kri­sen eine wich­ti­ge Rol­le. Ver­ant­wort­lich­keit ist eine Pflicht, für die Kon­se­quen­zen sei­ner Hand­lun­gen (oder Unter­las­sun­gen) ver­ant­wort­lich zu sein.

 

In der Framing-Theo­rie gehört die Ver­ant­wor­tungs­rol­le zur Grup­pe der nor­ma­ti­ven Frames: Sie wer­den auf der Basis von Nor­men, Wer­ten oder Erwar­tungs­hal­tun­gen sozia­ler Grup­pen oder auf­grund von Inter­es­sen oder Erwar­tungs­hal­tun­gen von Stake­hol­der­grup­pen dem Unter­neh­men zugeschrieben.

 

Wir unter­schei­den zwi­schen drei Aspek­ten von Ver­ant­wor­tung im Kon­text eines Problems:

a) die Pflicht, in sei­nem Zustän­dig­keits­be­reich Pro­ble­me zu ver­hin­dern. Der Ver­ant­wort­lich­keits­grad hängt davon ab,
ob das Unter­neh­men (CE, Manage­ment) das Pro­blem wis­sent­lich und absicht­lich ver­schul­det hat. Ein­deu­tig ist dies bei absicht­li­chem Fehl­ver­hal­ten des Manage­ments.
ob das Unter­neh­men das Pro­blem hät­te ver­hin­dern kön­nen, bei­spiels­wei­se durch geeig­ne­te Sicher­heits­vor­keh­run­gen bei einem Unfall
das Unter­neh­men nichts dafür kann. Das ist der Fall, wenn das Unter­neh­men die Opfer­rol­le einnimmt.

d) die Pflicht, für den bei Stake­hol­dern ver­ur­sach­ten Scha­den und die Kon­se­quen­zen auf­zu­kom­men (Ent­schä­di­gung, Repa­ra­tur usw.). (Den Unter­neh­mens­scha­den zu behe­ben, ist eine Fra­ge der Selbst­ver­ant­wor­tung und eige­nen Inter­es­ses (Unter­neh­men als Opfer).

Obwohl es umgangs­sprach­lich als Syn­onym von Ver­ant­wor­tung ver­wen­det wird, wei­chen die Bedeu­tun­gen der zwei Begrif­fe Ver­ant­wor­tung und Ver­ant­wort­lich­keit leicht von­ein­an­der ab.

Verantwortlichkeit und Fehlverhalten

Ver­ant­wort­lich­keit ist inhalt­lich mit Fehl­ver­hal­ten ver­wandt. Fehl­ver­hal­ten im enge­ren Sinn ist jedoch eine Bewer­tung einer Hand­lung anhand von Nor­men, Geset­zen und Regeln. In unse­rem Kon­zept betrifft es einen Kri­sen­aspekt, näm­lich die Ursa­che der Kri­se infol­ge mensch­li­chen Ver­hal­tens, Han­delns oder Ver­sa­gens. Meist wird dem Ver­ur­sa­cher auch die Ver­ant­wor­tung für das Pro­blem (die Kri­se) attri­bu­iert. Dies ist jedoch nicht zwin­gend. Ver­ant­wort­lich­keit hängt erstens von der Art des Fehl­ver­hal­tens, des Ver­ur­sa­chers sowie der Art und Wei­se, wie die Kri­se gefr­amt wird (Kri­sen­frame), ab. So etwa beim Fer­re­ro-Skan­dal, bei dem unbe­ab­sich­tig­tes Fehl­ver­hal­ten zur Sal­mo­nel­len­ver­gif­tung der Scho­ko­la­de führ­te; die Ver­ant­wor­tung wird jedoch dem Unter­neh­men atte­stiert, da die­ses — unab­hän­gig von der Art der Ursa­che — gegen­über der Kund­schaft ver­ant­wort­lich für sei­ne Pro­duk­te ist. So wur­de in den Medi­en auch das Unter­neh­men als ver­ant­wort­li­che Instanz gefr­amt. Dies kann in allen Fäl­len, die nach dem Prin­zip der Pro­dukt­haft­pflicht inter­pre­tiert wer­den: Nicht der eigent­li­che Ver­ur­sa­cher ist nach Aus­sen hin ver­ant­wort­lich, son­dern das Unternehmen.

Ana­log zum Fehl­ver­hal­ten kann man nach Norm­ver­let­zung oder Wert­zu­schrei­bung unter­schei­den zwischen:

a) Ver­ant­wort­lich­keit im recht­li­chen Sinne

b) ethisch-sozia­ler Verantwortlichkeit

c) tech­ni­sche Ver­ant­wort­lich­keit, wenn tech­ni­sche Rge­len und Nor­men miss­ach­tet wor­den sind.

Verantwortlichkeit und Krisenverlaufskarte

Ebe­ne 1: De fac­to Ver­ant­wor­tung (ver­trag­lich oder gesetz­lich ver­an­ker­te Verantwortung)

Ebe­ne 2: Dem Unter­neh­men in den Medi­en zuge­schrie­be­ne und kom­mu­ni­zier­te Verantwortung

Ebe­ne 3: Von der Öffent­lich­keit und Bezugs­grup­pen wahr­ge­nom­me­ne, dem Unter­neh­men zuge­schrie­be­ne Ver­ant­wor­tung. Die­ser Aspekt ist für die Kri­sen­kom­mu­ni­ka­ti­on prioritär.

Attribuierte Verantwortlichkeit und Reputation (nach Coombs) (Ebene der öffentlichen Wahrnehmung)

Für die stra­te­gi­sche Ent­schei­dungs­fin­dung eines Unter­neh­mens ist es nach Coombs (2007) wich­tig zu wis­sen, in wel­chem Aus­mass das Unter­neh­men von ver­schie­de­nen Anspruchs­grup­pen als ver­ant­wort­lich für das Pro­blem ange­se­hen wird. Dies bestimmt dann im Wesent­li­chen die Bot­schafts­stra­te­gie des Unter­neh­mens (sie­he Coombs, 2007).

Laut Coombs hat die Fra­ge der Ver­ant­wort­lich­keits­zu­schrei­bung durch die Stake­hol­der Aus­wir­kun­gen auf die Repu­ta­ti­on des Unter­neh­mens, wobei für ver­schie­de­ne Anspruchs­grup­pen unter­schied­li­che Wer­te und Nor­men im Vor­der­grund stehen:

  • Bei einem recht­li­chen Norm­bruch stellt sich die Fra­ge, wer für den Scha­den recht­lich ver­ant­wort­lich ist.
  • Bei einem sozi­al-ethi­schen Norm­bruch ist ein Ver­trau­ens­ver­lust und eine Image­ein­bu­ße zu erwarten.
  • Bei wirt­schaft­li­chen Norm­brü­chen kann es zu einem nega­ti­ven Fol­ge­ver­hal­ten in der Finanz­welt kommen.

Coombs (2007) bestimmt anhand des attri­bu­ier­ten Ver­ant­wort­lich­keit drei Kri­sen­ty­pen, die unse­ren Aspek­ten einer Kri­se (oder Kri­sen­frames) sehr ähneln. In der Tat nimmt hier Coombs eine Typo­lo­gie nach Kri­sen­frames vor, wobei er die­sen Kri­sen­bei­spie­le auf Pro­blem­ebe­ne zugeordnet.

Quel­len:

Beck, V. (2015). Ver­ant­wor­tung oder Pflicht? Zeit­schrift für prak­ti­sche Phi­lo­so­phie, Bd. 2, Heft 2, S. 165–202.