Krisen werden nicht wertneutral dargestellt, vermittelt und wahrgenommen. In diesem Zusammenhang spricht man auch von Framing. Dabei setzt man neben der Akzentuierung von Aspekten und Rollenzuweisungen sprachliche Instrumente wie rhetorische Stilmittel ein.
- Wortwahl: Die Auswahl bestimmter Wörter und Begriffe kann eine positive oder negative Konnotation haben und somit die Sichtweise der Krise beeinflussen. Zum Beispiel können “Herausforderung” statt “Katastrophe” oder “Chancen” statt “Risiken” verwendet werden.
- Emotionalisierung: Die Verwendung von emotional aufgeladenen Wörtern, um einen Aspekt zu betonen und eine emotionale Reaktion beim Publikum auszulösen. Dies kann Angst, Empörung, Mitgefühl oder Hoffnung hervorrufen, je nachdem, welche Wirkung angestrebt wird. Beispiele: teuflisch, Mörder, Katastrophe (im umgangssprachlichen Sinne), Tragödie, Desaster, leidendes Volk, hilfsbedürftig, verängstigt, Skandal
- Metaphern und Analogien: Metaphern und Analogien können komplexe Krisensituationen vereinfachen und sie mit etwas Vertrautem vergleichen, um das Verständnis und die Identifikation des Publikums zu erleichtern. Beispiele: Sie bringen das Schiff wieder auf Kurs. Die Krise hat das Land in eine tiefe Schlucht gestürzt.
- Personalisierung: Die Fokussierung auf individuelle Schicksale und Geschichten kann eine stärkere emotionale Verbindung herstellen und das Publikum dazu bewegen, sich stärker mit der Krise und den Betroffenen zu identifizieren.
- Perspektivisches Erzählen (Sichtweise): Dieses Mittel wird vor allem in der Reportage eingesetzt.
- Umkehrung der Perspektive: Durch das Ändern der Perspektive kann eine Krise in einem anderen Licht betrachtet werden, indem man beispielsweise die Chancen sieht, die sich aus der Krise ergeben, anstatt nur die negativen Auswirkungen zu betonen. Auch der Wechsel von einem Aspekt zum andern ist ein Perspektivenwechsel.
- Hyperbeln: Übertreibungen können genutzt werden, um die Schwere einer Krise zu betonen. Beispiel: “Diese Krise hat die Welt zum Stillstand gebracht.”
- Expertenmeinungen und Zitate: Die Einbeziehung von Meinungen und Zitaten von anerkannten Experten oder Autoritäten kann das Vertrauen in die vermittelten Informationen stärken und die Glaubwürdigkeit der Framing-Botschaft erhöhen.
- Rhetorische Fragen: Rhetorische Fragen können genutzt werden, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu fokussieren und ihre Gedanken in eine bestimmte Richtung zu lenken. Beispiel: “Was können wir tun, um diese Krise zu bewältigen?”
- Wiederholung und Slogans: Die Wiederholung einer zentralen Botschaft, eines Slogans oder bestimmter Wörter kann die Aufmerksamkeit erhöhen und das Framing der Krise verstärken.
- Ironie: Ironie kann genutzt werden, um die Diskrepanz zwischen der erwarteten und der tatsächlichen Situation zu betonen. Zum Beispiel könnte man sagen, dass eine Krise “nur ein kleines Problem” ist, obwohl sie tatsächlich sehr ernst ist.
- Visualisierung: Die Verwendung von bildhafter Sprache, um eine lebendige Vorstellung der Krise zu vermitteln, kann dazu beitragen, dass das Publikum die Botschaft besser versteht und sich besser damit identifizieren kann.
Es wird nicht nur der Aspekt betont, sondern man wertet und emotionalisiert mit sprachlichen Stilmitteln. So beispielsweise mit der Wahl von (Schlag-)Wörtern und der Kombinationen derselben oder mit der Wahl von Bildausschnitten, die Assoziationen wecken, wie etwa (Kepplinger, 2018, S. 66–57):
- Horror-Etiketten (Verwendung extremer Begriffe zur Überzeichnung des Missstandes: “Waldsterben”, “Giftregen”, “Killerbakterien”)
- Verbrechens-Assoziationen bei Skandalisierung (Fehlverhalten wird als schwere Kriminalität oder schwerwiegende Normverletzungen deklariert: “Killer”, “Verfassungsbruch”, “Wasserdiebstahl”)
- Schmähungen bei Skandalisierung (“Ekel-Bäcker”, “Protzbischof”)
- Katastrophen-Suggestionen (Mögliche Maximalschäden, werden als aktuelle Gefahr präsentiert, wobei die Unwahrscheinlichkeit des Eintretens ausgeblendet wird: BSE, Vogelgrippe, Schweinegrippe)
- Katastrophen-Collagen (Missstände und Schäden) werden in eine Reihe von Katastrophen gestellt: “Nach dem unheimlichen Angriff der Aidsviren, des Rinderwahnsinns und der Schweinepest formieren sich nun die Killerbakterien zum finalen Schlag gegen die Menschheit.” (Spiegel-TV, 29. Mai 1994)
- Serielle-Skandalisierungen (Kleinere Fehlhandlungen werden als Teil einer Serie von Normbrüchen dargestellt, was den Eindruck eines grossen Missstands erweckt.)
- Optische Übertreibungen (Missstände, Schäden und Fehlhandlungen werden durch Fotos und Videos emotionalisiert und als besonderes schwerwiegend, gefährlich und beängstigend dargestellt.)