26. Dezember 2023
Emotionen spielen in einer Krise eine bedeutende Rolle (Merkmale einer Krise). Allerdings ist es nicht leicht, diese wissenschaftlich zu analysieren, wenn es um die Darstellung/Vermittlung von Emotionen (Ebene 2 der Krisenverlaufskarte) oder um die Verarbeitung emotionaler Stimuli auf der Ebene der öffentlichen Wahrnehmung geht (emotionale Reaktionen).
Es bieten sich die folgenden Modelle an, um Emotionen inhaltsanalytisch oder mit anderen Methoden der empirischen Sozialforschung zu untersuchen:
- empfundene (vermittelte) Emotionen nach Baeriswyl, 2023 (Variante 1)
- Rad von Plutchik (Variante 2)
- Kategoriensystem in Anlehnung an die Attributionstheorie
Für Inhaltsanalysen im Rahmen des KMK-Moduls wird empfohlen, sich auf das Modell “empfundene Emotionen” zu stützen, da dieses kongruent mit der Krisenverlaufgskarte ist und fallübergreifende Analysen ermöglicht.
Empfundene (vermittelte) Emotionen (Variante 1)

Empfundene Emotionen nach Baeriswyl (2023)
Für eine qualitative Analyse von Emotionen ergeben sich auf der Basis dieses Modells vier Kategorien:
Schrecken/Überraschung
Angst/Ekel
Wut. Hass
Traurigkeit, Scham
Rad von Plutchik (Variante 2)
Für detailliertere, allgemeine Analysen von Emotionen eignet sich das Rad von Plutchik .

Rad der Emotionen von R. Plutchik, 1958
Beispiel eines einfachen Codesystems für die Analyse von Emotionen gemäss Rad von R. Plutchik mit MAXQDA:
- sachlich (ohne Emotionen)
- Überraschung (1. verwirrt, 2. überrascht, 3. erstaunt)
- Erwarten (1. neugierig, 2. aufmerksam, 3. klar)
- Ekel (1. gelangweilt, 2. ablehnend, 3. angewidert)
- Vertrauen (1. akzeptierend, 2. vertrauend, 3. bewundernd)
- Freude (1. gelassen, 2. froh, 3. begeistert)
- Ärger (1. gereizt, 2. verärgert, 3. wütend)
- Furcht (1. besorgt, 2. ängstlich, 3. erschrocken)
- Trauer (1. nachdenklich, 2. traurig, 3. betrübt)
Kategorisierung in Anlehnung an die Attributionstheorie (Variante 3)
In Anlehnung an die Attributionstheorie (Ursachenzuschreibung) unterscheiden Jin et al. (2013 zwischen drei Gruppen von Emotionen:
a) Kausalattributionsunabhängig (Angst, Sympathie)
b) Unabhängig von externer Kausalattribution (Traurigkeit, Ekel, Verachtung)
c) Unabhängig von interner Kausalattribution (Schuld, Scham)