3. November 2021
Glaubwürdigkeit bezieht sich grundsätzlich auf die Relation Inhalt einer Aussage ̶ realer Sachverhalt: Wenn der Inhalt der Aussage dem realen Sachverhalt entspricht, gilt die Aussage als wahr. Als glaubwürdig werden solche Aussagen von Unternehmen eingeschätzt, bei denen man gemeinhin annimmt, dass die vermittelten Inhalte wahr sind, ohne dass dabei der Wahrheitsgehalt verifiziert wird oder werden kann. Als glaubwürdig wird ein Unternehmen eingeschätzt, von dem annimmt, dass dessen Aussagen der Wahrheit entsprechen. Glaubwürdigkeit von Aussage und Unternehmen beeinflussen sich somit gegenseitig. Eine Aussage gewinnt automatisch an Glaubwürdigkeit, wenn ebenfalls das Unternehmen als glaubwürdig eingestuft wird. Wenn sich allerdings herausstellt, dass die Aussage nicht der Wahrheit entspricht, büsst auch das Unternehmen an Glaubwürdigkeit ein.
Vertrauen | Glaubwürdigkeit | |
Urteil | Vertrauenswürdig | Glaubwürdig |
beurteiltes Objekt | Unternehmen | Unternehmen, Aussage |
Annahmen | Die Aussage über (zukünftiges) Handeln wird sich bewahrheiten. | Die Aussage über einen Sachverhalt ist wahr. |
Das angekündigte Handeln ist richtig (weltbildkonform). |
Vergleich Vertrauen und Glaubwürdigkeit
In engem Zusammenhang mit Glaubwürdigkeit steht der Begriff Glaubhaftigkeit. Glaubhaftigkeit ist allerdings nicht eine Einstellungskomponente im hier verstandenen Sinn. Glaubhaft beinhaltet ein reines (situatives) Urteil über eine Aussage aufgrund ihrer Logik oder Plausibilität, ohne dass der Urteilende die Aussage verifizieren kann.
Ebenso beinhalten Aussagen wie „er scheint vertrauenswürdig“ oder „er wirkt vertrauenswürdig“ nicht ein kategorisches Urteil über die Person, sondern eine (vorsichtige, situative) Einschätzung aufgrund eines Auftritts und/oder der persönlichen Ausstrahlung.
Glaubwürdigkeit ist für ein journalistisches Medium ein zentraler “weicher” Wert, der mitentscheidet wie die kommunizierten Inhalte wahrgenommen werden.
Glaubwürdigkeit und konzeptgesteuerte Kommunikation
Glaubwürdigkeit spielt folglich für die Medienwahl und die Botschaft eine wichtige Rolle.
Eine Kernbotschaft sollte für das Zielpublikum glaubwürdig sein, d. h. als wahr akzeptiert werden.
Auch in der erwähnten Affäre um das Kantonsspital Fribourg ging es primär um die Glaubwürdigkeit der Inhalte (siehe S. 173 ff.). So fällt auf, dass der Redaktor der Zeitschrift Der Beobachter zur Untermauerung seiner Aussagen nicht direkt betroffene Experten und Ärzte aus anderen Spitälern zitiert, um die Glaubwürdigkeit seiner Vorwürfe gegen das Kantonsspital zu untermauern. Im zweiten Bericht vom Januar 2007 untergräbt er zudem die Glaubwürdigkeit der Spitaldirektion, die aus der Defensive handelt und sämtliche Anschuldigungen ablehnt. Dabei beruft sich diese nicht auf Urteile Dritter, sondern begründet die publizierten Anschuldigungen als Rachefeldzug eines ehemaligen Mitarbeiters.
Die Glaubwürdigkeit der Botschaft kann gesteigert werden
- durch eine logische Beweisführung,
- durch Forschungsergebnisse,
- mit Erfahrungswerten, die in der Umsetzung als Beispiele angeführt werden,
- durch Testimonials von glaubwürdigen Personen (Wissenschaftler, Experten, Zeugen),
- durch die Problemorientiertheit (keine Abschweifungen),
- durch ihre Verständlichkeit.
In vielen Fällen werden Umfrageergebnisse herangeführt, die demonstrieren, dass das Statement der öffentlichen Meinung entspricht, da sich Individuen gerne nach einem Konsens in der Öffentlichkeit ausrichten.
Siehe auch: Vertrauen, Einstellung