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9. Sep­tem­ber 2021

Prä­dis­po­si­tio­nen umfas­sen in die­sem alle Ein­fluss­grös­sen auf die Kri­sen­wahr­neh­mung, die nicht direkt mit der Kri­se zusam­men­hän­gen. Dazu gehö­ren all­ge­mei­ne Wer­te­grund­mu­ster und das kon­tex­tu­el­les Vor­wis­sen eines Indi­vi­du­ums oder einer Grup­pe über das Pro­blem und das invol­vier­te Unter­neh­men selbst.

Das Dis­po­si­ti­ons­kon­zept besagt (im Gegen­satz zum Sti­mu­lus-Respon­se-Modell) im Kon­text der Kom­mu­ni­ka­ti­on, dass Neu­in­for­ma­tio­nen vom Rezi­pi­en­ten nicht vor­be­halt­los über­nom­men, son­dern aktiv (akti­ver Rezi­pi­ent) beur­teilt, selek­tiert und geord­net wer­den. Ein­fluss­grös­sen sind dabei All­ge­mein­wis­sen, Wer­te­grund­mu­ster im Zusam­men­hang der Wahr­neh­mung einer Kri­se der Kennt­nis­stand, das Wis­sen und Vor­ein­stel­lun­gen gegen­über dem betrof­fe­nen Unter­neh­men und dem Pro­blem.

Bezüg­lich Prä­dis­po­si­tio­nen und Neu­in­for­ma­tio­nen sowie deren Zusam­men­hän­ge sind die fol­gen­den Erkennt­nis­se der Medi­en­wir­kungs­for­schung für die Kri­sen­kom­mu­ni­ka­ti­on relevant:

  • Je gefe­stig­ter Vor­ein­stel­lun­gen sind, desto schwie­ri­ger ist es, die­se zu ändern, und desto mehr prä­gen sie die Wahr­neh­mung und Beein­flus­sung neu­er Informationen.
  • Ist die Vor­ein­stel­lung gegen­über der Orga­ni­sa­ti­on oder dem Sach­ver­halt nega­tiv, wer­den nega­tiv gefärb­te Infor­ma­tio­nen dar­über eher akzep­tiert, da sie mit der Vor­ein­stel­lung kor­re­spon­die­ren (kogni­ti­ve Konsonanz). 
  • Personen/Gruppen mit einer posi­ti­ven Vor­ein­stel­lung gegen­über einer Orga­ni­sa­ti­on leh­nen kri­ti­sche Aus­sa­gen dar­über ab respek­ti­ve über­ge­hen die­se Infor­ma­tio­nen (selek­ti­ves Lese­ver­hal­ten, kogni­ti­ve Dissonanz).
  • Je grös­ser und fun­dier­ter das Vor­wis­sen über das Unter­neh­men respek­ti­ve einen Sach­ver­halt, desto gefe­stig­ter ist die Voreinstellung.
  • Je vager das Wis­sen über das Unter­neh­men respek­ti­ve den Sach­ver­halt, desto grös­ser ist die Gefahr, dass Vor­ur­tei­le, Mei­nun­gen, Ver­mu­tun­gen und Gerüch­te entstehen.
  • Je vager das Wis­sen über eine Orga­ni­sa­ti­on, desto emp­fäng­li­cher ist man für neue mei­nungs­bil­den­de Informationen.
  • Mit der per­sön­li­chen Betrof­fen­heit und der Nähe steigt das Inter­es­se am The­ma (Nut­zen- und Belohnungsansatz).

Quel­le: Micha­el Schenk

Was heisst das für die Kri­sen­kom­mu­ni­ka­ti­on? Je trans­pa­ren­ter und glaub­wür­di­ger die Infor­ma­ti­ons­po­li­tik eines Unter­neh­mens in ruhi­gen Zei­ten ist, desto grös­ser die Chan­ce, dass sei­ne Infor­ma­tio­nen wäh­rend einer Kri­se Gehör und Akzep­tanz finden.