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Botschaftsstrategie: Entschuldigung (“Apology”) und ihre Komponenten

3. Mai 2025, tabaeris/ChatGPT 4.0)

(sie­he auch Coombs: Excuse)

Die Stra­te­gie, sich zu ent­schul­di­gen, ist eine wich­ti­ge Form der Kri­sen­kom­mu­ni­ka­ti­on, bei der ein Unter­neh­men die Ver­ant­wor­tung für ein Pro­blem oder einen Feh­ler über­nimmt und öffent­lich Bedau­ern aus­drückt. Die­se Stra­te­gie kann effek­tiv sein, um Ver­trau­en wie­der­her­zu­stel­len und die Kri­se zu deeskalieren. 

a) Geeignete Situationen

  • Bran­che: Jede Bran­che, ins­be­son­de­re sol­che, die engen Kun­den­kon­takt haben, wie Dienst­lei­stun­gen, Gesund­heits­we­sen, Lebens­mit­tel und Getränke.
  • Kri­sen­typ: Pro­dukt­feh­ler, Dienst­lei­stungs­män­gel, Umwelt­schä­den, Unfäl­le, die Schä­den oder gesund­heit­li­che Beein­träch­ti­gun­gen verursachen.
  • Framing: “Wir bedau­ern die Unan­nehm­lich­kei­ten und arbei­ten hart dar­an, dies zu kor­ri­gie­ren”, “Wir ent­schul­di­gen uns auf­rich­tig bei allen Betroffenen”.
  • Ver­ant­wort­lich­keits­zu­schrei­bung: Das Unter­neh­men über­nimmt offen und ehr­lich die Ver­ant­wor­tung für das Geschehene.

b) Chancen und Gefahren

Chancen

  • Wie­der­her­stel­lung des Ver­trau­ens: Eine auf­rich­ti­ge Ent­schul­di­gung kann dazu bei­tra­gen, das Ver­trau­en der Öffent­lich­keit, der Kun­den und ande­rer Stake­hol­der wiederherzustellen.
  • Ver­min­de­rung der recht­li­chen Risi­ken: Oft kann durch eine schnel­le und auf­rich­ti­ge Ent­schul­di­gung das Risi­ko von Kla­gen oder recht­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen ver­rin­gert werden.
  • Ver­bes­se­rung des Unter­neh­mens­images: Eine Ent­schul­di­gung kann als Zei­chen von Inte­gri­tät und Rei­fe des Unter­neh­mens wahr­ge­nom­men wer­den, was lang­fri­stig das Image ver­bes­sern kann.
  • Dees­ka­la­ti­on der Kri­se: Durch das Über­neh­men der Ver­ant­wor­tung und das Aus­drücken von Bedau­ern kann die emo­tio­na­le Inten­si­tät einer Kri­se abge­mil­dert werden.

Gefahren

  • Wahr­neh­mung von Schwä­che: In man­chen Kul­tu­ren oder Situa­tio­nen könn­te eine Ent­schul­di­gung als Zei­chen der Schwä­che oder des Ein­ge­ständ­nis­ses von Schuld ange­se­hen werden.
  • Erhö­hung der recht­li­chen Haf­tung: Je nach Juris­dik­ti­on kann eine Ent­schul­di­gung als Schuld­ein­ge­ständ­nis gewer­tet wer­den und recht­li­che Fol­gen nach sich ziehen.
  • Unge­nü­gen­de Maß­nah­men: Wenn die Ent­schul­di­gung als ein­zi­ge Reak­ti­on erscheint und nicht von kon­kre­ten Maß­nah­men zur Pro­blem­lö­sung beglei­tet wird, könn­te dies als unzu­rei­chend emp­fun­den werden.
  • Skep­ti­sche Öffent­lich­keit: Wenn die Öffent­lich­keit die Ent­schul­di­gung als nicht auf­rich­tig oder als PR-Manö­ver emp­fin­det, könn­te dies das Miss­trau­en noch verstärken.

Die Stra­te­gie, sich zu ent­schul­di­gen, soll­te sorg­fäl­tig über­legt und in einer Art und Wei­se umge­setzt wer­den, die Auf­rich­tig­keit und Enga­ge­ment für ech­te Lösun­gen zeigt. Es ist wich­tig, dass das Unter­neh­men neben der Ent­schul­di­gung auch kla­re Schrit­te zur Wie­der­gut­ma­chung und zur Ver­mei­dung zukünf­ti­ger Vor­fäl­le kommuniziert.

Das Ziel der mei­sten öffent­li­chen Reak­tio­nen von Unter­neh­men wäh­rend Kri­sen ist es, das Ver­trau­en der Öffent­lich­keit zurück­zu­ge­win­nen und Wel­len der Kri­tik zu reduzieren.

Über die spe­zi­fi­schen Reak­ti­ons­ty­pen (Bot­schafts­stra­te­gien), wie z. B. Ent­schul­di­gungs­stra­te­gie und ihre Wir­kun­gen auf die Wahr­neh­mung des Publi­kums wur­de in den letz­ten Jah­ren inten­si­ver geforscht.

So hat bei­spiels­wei­se Boyd’s (2011) ein sie­ben­stu­fi­ges Modell einer effek­ti­ven Ent­schul­di­gungs­stra­te­gie entwickelt:

Erklä­rung der Kom­po­nen­ten der Entschundlingungsstrategie:

  • Offen­ba­rung (Reve­la­ti­on): Ankün­di­gung des Ver­stos­ses durch den Ent­schul­di­gen­den und Erklä­rung des Kontextes.
  • Aner­ken­nung (Reco­gni­ti­on): — Zei­chen der Empa­thie für Betrof­fe­ne: „Ich ver­ste­he, dass Sie sich aufregen.“
  • Aner­ken­nung (Respon­si­ve­ness) — Feh­ler wer­den recht­zei­tig quittiert.
  • Ver­ant­wor­tung (Respon­si­bi­li­ty) — für den eige­nen Feh­ler „ein­ste­hen“, ohne die Schuld auf eine exter­ne Instanz zu schie­ben: „Es war mei­ne Schuld.“
  • Reue (Remor­se) — Schuld­ge­füh­le zei­gen und Scham zum Aus­druck brin­gen, Schau­spie­ler füh­len sich schlecht, weil sie sich auf das Ver­hal­ten einlassen
  • Wie­der­gut­ma­chung (Resti­tu­ti­on) — hand­lungs­ori­en­tiert, Ent­schä­di­gung oder sym­bo­li­scher Appell.
  • Refor­men (Reform)  — hand­lungs­ori­en­tiert; der Öffent­lich­keit ver­si­chern, dass Refor­men umge­setzt wer­den, um Wie­der­ho­lun­gen zu ver­mei­den. Ver­spre­chun­gen allein rei­chen nicht aus, um von fehl­ge­lei­te­tem Ver­hal­ten abzuschrecken.

Emotive und kognitive Wirkungen auf die Öffentlichkeit

Wei­te­re Unter­su­chun­gen von Hill und Boyd (2013) betref­fen die Wahr­neh­mung von Kom­po­nen­ten der Ent­schul­di­gungs­stra­te­gie. Es wur­den Kri­sen­fäl­le unter­sucht, bei denen CEO’s Ent­schul­di­gungs­stra­te­gien umge­setzt haben; mit Expe­ri­men­ten wur­den die Reak­tio­nen des Publi­kums gemes­sen. Laut die­ser haben Stu­die mit Aus­nah­me der Ver­ant­wort­lich­keit alle Kom­po­nen­ten der Ent­schul­di­gungs­stra­te­gie zu emo­ti­ven und kogni­ti­ven Reak­tio­nen bei­getra­gen, die zum Ver­trau­en führen. 

Krisen in der Fluggesellschaft und verantwortungsorientierte Entschuldigungsstrategie

Eine ande­re Stu­die von Chung und Lee (2021) unter­schei­det zwi­schen zwei Typen von Ent­schul­di­gun­gungs­stra­te­gien von Unter­neh­men wäh­rend der Kri­se:

  • ver­ant­wor­tungs­ori­en­tier­te Ent­schul­di­gung (respon­si­bi­li­ty-ori­en­ted)
  • sym­pa­thie­ori­en­tier­te Entschuldigung

Die Stu­die führt zum Ergeb­nis, dass im Fall der Kri­se einer Flug­ge­sell­schaft eine ver­ant­wor­tungs­ori­en­tier­te Ent­schul­di­gung den öffent­li­chen Ärger, den nega­ti­ven Ein­druck und das Miss­trau­en (gegen­über einer Flug­ge­sell­schaft) signi­fi­kant stär­ker redu­ziert als eine sym­pa­thie­ori­en­tier­te Ent­schul­di­gung in einer Krisensituation.

Quellen

Boyd, D.P. (2011). Art and arti­fi­ce in public apo­lo­gies. Jour­nal of Busi­ness Ethics, 104 (3), 299–309. DOI: 10.1007/s10551-011‑0915‑9
Chung, S. and Lee (2021). “Cri­sis Manage­ment and Cor­po­ra­te Apo­lo­gy: The Effects of Cau­sal Attri­bu­ti­on and Apo­lo­gy Type on Publics’ Cogni­ti­ve and Affec­ti­ve Respon­ses
Hill, K. M., & Boyd, D. P. (2013). The Com­pon­ents Of A Suc­cessful CEO Apo­lo­gy. Jour­nal of Busi­ness Case Stu­dies (JBCS), 9(2), 89–96.
Coombs, W. T. (2007). Pro­tec­ting orga­nizatio­nal repu­ta­ti­on during a cri­sis: The deve­lo­p­ment and appli­ca­ti­on of situa­tio­nal cri­sis com­mu­ni­ca­ti­on theo­ry. Cor­po­ra­te Repu­ta­ti­on Review, 10, 163–176.
Coombs, W. T. (2014). Applied cri­sis com­mu­ni­ca­ti­on and cri­sis manage­ment: Cases and exer­cis­es. SAGE Publi­ca­ti­ons, Inc.

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