A B C D E F G H I J K L M N Ö P R S T U V W Z

2. Mai 2024, tabaeris/ChatGPT

(sie­he auch Benoit)

Die Sün­den­bock­stra­te­gie, bei der ande­ren Akteu­ren außer­halb der Orga­ni­sa­ti­on die Schuld zuge­scho­ben wird, ist eine gän­gi­ge Tak­tik in der Kri­sen­kom­mu­ni­ka­ti­on, um von eige­nen Feh­lern oder Pro­ble­men abzu­len­ken. Die­se Stra­te­gie kann kurz­fri­stig ent­la­stend wir­ken, trägt jedoch erheb­li­che Risi­ken, ins­be­son­de­re hin­sicht­lich der Glaub­wür­dig­keit und der mora­li­schen Beurteilung. 

a) Geeignete Situationen

  • Bran­che: Fast jede Bran­che kann die­se Stra­te­gie anwen­den, ins­be­son­de­re jedoch sol­che, die in kom­ple­xe Zulie­fer­ket­ten, Part­ner­schaf­ten oder regu­la­to­ri­sche Umfel­der ein­ge­bet­tet sind, wie die Auto­mo­bil­in­du­strie, Phar­ma­zie oder Bauindustrie.
  • Kri­sen­typ: Pro­ble­me, bei denen tat­säch­lich exter­ne Fak­to­ren wie Zulie­fe­rer­feh­ler, fal­sche exter­ne Bera­tung oder regu­la­to­ri­sche Ver­än­de­run­gen eine Rol­le spielen.
  • Framing: “Die Ursa­che des Pro­blems liegt bei unse­rem Zulie­fe­rer”, “Regu­la­to­ri­sche Ände­run­gen haben die­se Situa­ti­on unvor­her­seh­bar gemacht”.
  • Ver­ant­wort­lich­keits­zu­schrei­bung: Die Ver­ant­wor­tung wird klar auf exter­ne Akteu­re oder Umstän­de gelenkt.

b) Chancen und Gefahren

Chancen

  • Ent­la­stung des Unter­neh­mens: Indem die Schuld exter­nen Par­tei­en zuge­schrie­ben wird, kann das Unter­neh­men ver­su­chen, sein Image zu schüt­zen und direk­te nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen abzuwenden.
  • Ablen­kung von inter­nen Pro­ble­men: Die Stra­te­gie kann effek­tiv inter­ne Schwä­chen oder Feh­ler über­decken und den Fokus der Öffent­lich­keit umlenken.
  • Zeit­ge­win­nung für inter­ne Maß­nah­men: Das Unter­neh­men kann mehr Zeit gewin­nen, um inter­ne Lösun­gen zu erar­bei­ten, wäh­rend der Fokus auf exter­ne Akteu­re gerich­tet ist.

Gefahren

  • Glaub­wür­dig­keits­ver­lust: Wenn das Unter­neh­men fälsch­li­cher­wei­se oder zu offen­sicht­lich die Schuld exter­nen Akteu­ren zuschiebt, kann dies sei­ne Glaub­wür­dig­keit untergraben.
  • Ver­schlech­te­rung der Bezie­hun­gen: Die­se Stra­te­gie kann zu einer Ver­schlech­te­rung der Bezie­hun­gen zu Geschäfts­part­nern, Zulie­fe­rern oder ande­ren exter­nen Stake­hol­dern führen.
  • Recht­li­che Kon­se­quen­zen: Fal­sche Beschul­di­gun­gen oder unge­recht­fer­tig­te Schuld­zu­wei­sun­gen kön­nen recht­li­che Aus­ein­an­der­set­zun­gen nach sich ziehen.
  • Lang­fri­sti­ger Repu­ta­ti­ons­ver­lust: Wenn das wah­re Pro­blem intern liegt und dies spä­ter ent­hüllt wird, kann die anfäng­li­che Schuld­zu­wei­sung nach außen lang­fri­stig schäd­li­cher für das Unter­neh­mens­image sein, als wenn das Pro­blem direkt intern adres­siert wor­den wäre.

Die Sün­den­bock­stra­te­gie erfor­dert eine sorg­fäl­ti­ge Abwä­gung der mög­li­chen lang­fri­sti­gen Fol­gen. Unter­neh­men soll­ten sicher­stel­len, dass sie fun­dier­te Bewei­se haben, bevor sie ande­ren Akteu­ren die Schuld zuwei­sen, und stets die ethi­schen Aspek­te sol­cher Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gien beden­ken. Eine trans­pa­ren­te und ver­ant­wor­tungs­vol­le Kom­mu­ni­ka­ti­on ist oft der Schlüs­sel zur Erhal­tung des Ver­trau­ens und der Glaub­wür­dig­keit in der Öffentlichkeit.