8. November 2021
Krisen sind aus Managementsicht Stresssituationen und erfordern von den Verantwortlichen besondere Fähigkeiten im Umgang mit Emotionen, die der emotionalen Intelligenz zugeschrieben werden:
- In der Krisenlage ist das Management besonderen Belastungen (Stress) ausgesetzt und mus mit negativen Emotionen wie Angst und Furcht bei sich selbst und dem unmittelbaren Umfeld umgehen.
- als Entscheidungsinstanz schnell (intuitiv entscheiden)
Dies erfordert vom Krisenmanagement als verantwortliche Entscheidungsinstanz schnelles Denken (nach Kahneman, 2011) respektive Intuition (gesundes Bauchgefühl), die Goleman (2020) ebenfalls der emotionalen Intelligenz zuordnet. - als Repräsentant (Sprecher) positive Emotionen vermitteln
Emotionale Intelligenz ist ebenfalls Voraussetzung, um erfolgreich gegenüber den Medien aufzutreten (siehe Auftritt) und mit Anspruchsgruppen zu diskutieren: Emotionen äussern sich in der Mimik und Gestik und beeinflussen damit den Verlauf eines Gesprächs wie auch den Gesprächspartner meist unbewusst (Theorie der Spiegelneuronen).
Emotionen gelten als Triebfedern “instinktiven” menschlichen Handelns. Sie lösen aber auch physisch (im Körper) Reaktionen aus, wie die Körperkarten, basiert auf den Forschungsergebnissen mit 700 Teilnehmenden von University of Turku, Finnland, zeigen.
Bei fast jeder Emotion isr die obere Brustregion beteiligt. Angst nimmt die Menschen rund um das Herz wahr, Ekel im Halsbereich. Freude verteilt sich im ganzen Körper.
Umgang mit Emotionen bei einem Cyberangriff
Reto Grimm (2004, S. 56) empfiehlt im Falle eines Cyberangriffs die folgenden Massnahmen:
- Das Erlauben von Fehlern — Fehler sind unvermeidlich. Sie sollten nicht völlig ignoriert werden. Aber sie sollten auch nicht zu einer Bestrafung führen. Tadeln oder bestrafen könnte zu Feindseligkeit und Scham bei den Mitarbeitenden führen. Häufen sich Fehler, so sollte mit dem Mitarbeitenden ein Plan zur Leistungsverbesserung ausgearbeitet werden. Diese Strategie wird dazu beitragen, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen und klare Ziele für den Erfolg festlegen.
- Vertrauen schaffen — Wenn die Arbeitnehmer ein Umfeld erleben, das Ehrlichkeit und Mitgefühl schätzt, werden sie eher in der Lage sein, die Gefühle anderer Menschen zu verstehen und mit ihnen umzugehen.
- Präsenz und Verfügbarkeit der Führung — Wenn Manager und andere Führungskräfte nicht anwesend sind, können sich die Arbeitnehmer gestresst und nicht gewürdigt fühlen. Manager können das Vertrauen in die Talente ihrer Teammitglieder fördern, indem sie sich Zeit für sie nehmen und mit ihnen interagieren. Führungskräfte sollten jedem Mitarbeitenden mindestens einmal im Monat ungeteilte Zeit widmen. In diesen Sitzungen haben die Mitarbeitenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen, Neuigkeiten mitzuteilen, Bedenken zu äussern und Feedback zu geben. Dies sind die idealen Gelegenheiten, um Leistungen anzuerkennen und ein gesundes Arbeitsumfeld zu fördern.
- Mehr Zuhören als Reden — Mitarbeitende, die unzufrieden sind, suchen in der Regel nicht nach Lösungen. Sie müssen ihre Meinung sagen und ihren unterdrückten Emotionen freien Lauf lassen. Wenn Führungskräfte ihren Mitarbeitenden Aufmerksamkeit schenken, ermöglichen sie ihnen, sich frei zu äussern und sich umsorgt und verstanden zu fühlen. Ausserdem erweckt das Management den Anschein, eine vertrauenswürdige Quelle zu sein.
Quellen (Zotero, SW4, Emotionen, 2.3.2024):
- Communicating sadness: The impact of emotional crisis communication on the organizational post-crisis reputation — ScienceDirect“. Zugegriffen 6. März 2023. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0148296321001788.
- Coombs, W Timothy. „Does What They See Affect How They React: Exploring the Effects of Victim and Neutral Photographs on Reactions to Crisis Events“, o. J.
- Goleman, Daniel, und Daniel Goleman. Emotionale Intelligenz. Nachdr. München Wien: Hanser, 20.
- Grimm, Reto (2024). Psychological Aspects of Cybercrime [Bachelorarbeit]. Rotkreuz.
- Hoste, Veronique, Cynthia Van Hee, und Karolien Poels. „Towards a Framework for the Automatic Detection of Crisis Emotions on Social Media: A Corpus Analysis of the Tweets Posted after the Crash of Germanwings Flight 9525“, 2016.
- Jin, Yan, Brooke Fisher Liu, Deepa Anagondahalli, und Lucinda Austin. „Scale Development for Measuring Publics’ Emotions in Organizational Crises“. Public Relations Review 40, Nr. 3 (1. September 2014): 509–18. https://doi.org/10.1016/j.pubrev.2014.04.007.
- Jin, Yan, Augustine Pang, und Glen T. Cameron. „The Role of Emotions in Crisis Responses: Inaugural Test of the Integrated Crisis Mapping (ICM) Model“. Herausgegeben von W. Timothy Coombs. Corporate Communications: An International Journal 15, Nr. 4 (12. Oktober 2010): 428–52. https://doi.org/10.1108/13563281011085529.
- Kahneman, Daniel. Thinking, Fast and Slow. New York: Farrar, Straus and Giroux, 2011.
- Kahneman, Daniel, Olivier Sibony, und Cass R. Sunstein. Noise: A Flaw in Human Judgment. London: William Collins, 2021.
- „Measuring Consumers’ Emotional Reactions to Company Crises: Scale Development and Implications“, o. J.
- Schönhammer, Rainer. Einfu?hrung in die Wahrnehmungspsychologie: Sinne, Ko?rper, Bewegung. 2., U?berarb., Aktualisierte u. erw. Aufl. UTB 3142. Wien: Facultas.wuv, 2013.
- Zhang, Lianshan. „Publics’ Emotional Responses Expressed in Different Clusters of Corporate Crises“, o. J., 70.