(1. Februar 2023)
“Krisen haben meist mehrere Ursachen und die miteinander zusammenhängenden Krisenbausteine können zeitlich gestaffelt wie auch gemeinsam auftreten und sich zeitlich überlagern.” (Herbst, 2003, S. 24)
Krisen treten selten allein und isoliert auf. Sie zeigen sich mit unterschiedlichen Gesichtern und haben meistens mehrere Ursachen. In unserem Konzept bezeichnet man solche als Krisenbausteine. Diese können zeitlich gestaffelt wie auch gemeinsam auftreten und sich überlagern (Herbst 2003, S. 24). “Viele ihrer […] Aspekte sind miteinander verbunden und lösen oft eine Kettenreaktion durch mehrere Krisenfamilien [Krisenbausteine] aus.” (Carrel 2004, S. 64)
So kann ein problematisches Ereignis das Interesse der Medien für das Unternehmen wecken. Das Problem offenbart sich der Öffentlichkeit als Missstand. Die Öffentlichkeit nimmt das Problem als Missstand wahr. Reaktionen und Gegenreaktionen der Öffentlichkeit, der Politik und Behörden wie des Unternehmens folgen und lösen eine weitere Kette von Ereignissen aus oder wecken die Neugier der Medien. Die Öffentlichkeit wird sensibilisiert, verliert das Vertrauen in das Unternehmen und die Kundschaft wendet sich von dessen Produkten ab. Die daraus resultierenden Verkaufseinbussen oder der Aktieneinbruch verstärken das bestehende Problem oder schaffen neue … (siehe Krisenverlaufskarte).
Krisen wie die VW-Dieselaffäre (Dieselgate) oder Reaktorunfall Forsmark bringen mit aller Deutlichkeit die Prozesshaftigkeit und die Komplexität einer Krise zum Ausdruck. Sie zeigen zudem, dass
- sich Krisen aus einzelnen Krisenbausteinen zusammensetzen,
- die einzelnen Prozesse auf unterschiedlichen Aktionsebenen stattfinden (Baeriswyl 2018, S. 43) und
- dass verschiedene Instanzen den Verlauf und den Ausgang einer Krise mitbestimmen.
Im proaktiven Krisenmanagement offenbart sich die Komplexität von Krisen bei der Erstellung von Szenarien (siehe Abbildung unten).
Szenario “Untersuchungsrichtern im Haus”: Zusammenhängende Bausteine (Ursachen und mögliche Folgen)