von Jerome Buholzer, Jason Nguy und Dominik Schenker
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Religion im russisch-ukrainischen Krieg anhand der Berichterstattung neutraler, ukrainischer und russischer Medien zu drei Ereignissen.
Zunächst werden die Äusserungen des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill Gundajajew zur Invasion der Ukraine betrachtet. Dabei werden Artikel analysiert, die sich mit den öffentlichen Aussagen des Patriarchen sowie einem Gespräch mit Papst Franziskus in den Monaten März bis Mai 2022 befassen. Die Berichterstattung in verschiedenen Schweizer, internationalen, russischen und ukrainischen Medien variiert und zeigt unterschiedliche Standpunkte auf. Einige Medien verurteilen den Patriarchen scharf und werfen ihm Hasspredigten und eine Unterwerfung gegenüber Putin vor, während andere die Aussagen neutral wiedergeben.
Das zweite Ereignis betrifft die Sanktionen gegen den Patriarchen (sechstes EU-Sanktionspaket). Aufgrund der Bedenken einiger EU-Staaten, die von russischem Öl abhängig sind, wurden letztlich keine EU-Sanktionen gegen Kyrill verhängt. Auch die Medienreaktionen auf die Sanktionen variieren. Einige Medien bezeichnen die Sanktionen als «antirussisch» und werfen der EU Zensur vor, während andere auf die Abhängigkeit einiger Länder vom russischen Öl hinweisen. Schliesslich liegt der Fokus auf dem Konflikt zwischen der ukrainisch-orthodoxen und der russisch-orthodoxen Kirche sowie den Reaktionen von Präsident Selenskyj in der Ukraine. Die Berichterstattung in den Medien zeigt hier unterschiedliche Perspektiven und Sprachstile. Neutralere Medien bemühen sich um eine ausgewogene und objektive Haltung, während russische und ukrainische Medien tendenziell die Perspektiven ihrer eigenen Länder betonen. Die Analyse der Medienquellen verdeutlicht die Unterschiede im Framing, Inhalt und in der Wortwahl auf den verschiedenen Seiten des Konflikts.