von Dario Renggli und Joel Steiger
Dieses Kapitel analysiert die Krisenkommunikation und die Medienberichte zum Unglück der Costa Concordia der Reederei Costa Crociere im Jahre 2012. Grundlage der Untersuchung sind vorwiegend deutsch- und englischsprachige Zeitungsartikel und die offiziellen Statements von Costa Crociere.
Die Analysen haben gezeigt, dass die Sündenbock-Strategie in diesem Fall sehr gut funktioniert hat: Kapitän Schettino stellte durch sein unglückliches Auftreten und die anfänglichen Lügen einen idealen Sündenbock dar.
Die Wahl dieser Strategie so früh nach der Katastrophe, als noch vieles unklar war, war ein riskanter Schritt der Reederei. Er zahlte sich allerdings aus, da er konsequent umgesetzt worden ist.
Bei der Kommunikation unmittelbar nach der Tragödie wirkte Costa Crociere etwas überfordert. Schon bald begann die Reederei aber, aktiv und nicht mehr reaktiv zu kommunizieren. Durch eine offene Kommunikationsstrategie konnte sie Gerüchten vorbeugen und zeigte gegenüber der Öffentlichkeit ihr Interesse an einer umweltschonenden und qualitativ guten Lösung für die Bergung des Schiffes. Finanziell verkraftete die Firma das Unglück besser als zunächst befürchtet. Zwar stellte sich die Bergung und Verschrottung des Kreuzfahrtschiffes als weitaus teurer heraus als angenommen, das Unglück führte jedoch zu keinem signifikanten Einbruch der Passagierzahlen, weshalb das Ganze für die Firma nicht in einer finanziellen Katastrophe endete. Auch die Aktie der an der amerikanischen Börse kotierten Muttergesellschaft Carnival Corporation wurde bereits nach fünf Monaten wieder zum selben Preis gehandelt wie vor dem Unglück.