Ein Kurz­schluss in einem exter­nen Hoch­span­nungs­netz unter­brach am 25. Juli 2006 die Strom­ver­sor­gung des Kern­kraft­werks Fors­mark 1. Zwei der vier durch Die­sel­mo­to­ren betrie­be­nen Not­strom­ag­gre­ga­te, die in sol­chen Fäl­len die Küh­lung der Reak­to­ren und den Betrieb des Kon­troll­raums sicher­stel­len, lie­fen nicht an. Nach 23 Minu­ten konn­ten die Aggre­ga­te manu­ell ein­ge­schal­tet wer­den. Es dau­er­te einen Tag, bis der Reak­tor Fors­mark 1 defi­ni­tiv zum Still­stand kam.

Der Vor­fall geriet in die Schlag­zei­len der euro­päi­schen Medi­en. Die Bewer­tun­gen des Stör­falls ver­lie­fen dabei von einem „ernst zu neh­men­den Fall“ bis hin zum „gröss­ten GAU seit Tscher­no­byl“. Die schwe­di­sche Atom­kraft-Auf­sichts­be­hör­de (SKI) hielt weni­ge Tage dar­auf fest, dass der Stör­fall weder Schä­den am Reak­tor ver­ur­sacht habe noch je ein Risi­ko für radio­ak­ti­ve Emis­sio­nen bestan­den hät­te. „Die Küh­lung des Reak­tors habe die gan­ze Zeit über auf einem siche­ren Niveau gele­gen, und das Per­so­nal habe vor­schrifts­mäs­sig gehan­delt. Der Zwi­schen­fall sei aber als ernst­haft ein­zu­stu­fen“, heisst es in der Neu­en Zür­cher Zei­tung vom 16. Sep­tem­ber 2006. Gleich­zei­tig wies die SKI aber auch auf Män­gel im Sicher­heits­sy­stem des Reak­tors hin und for­der­te von der schwe­di­schen Kern­kraft­werk­be­trei­be­rin Vat­ten­fall, vor der Wie­der­in­be­trieb­nah­me des Werks Kor­rek­tur­mass­nah­men zur Ver­bes­se­rung des Sicher­heits­sy­stems einzuleiten.

Der Reak­tor wur­de in der Fol­ge wäh­rend zwei Mona­ten still­ge­legt. Die Stilllegung ver­ur­sach­te einen Ein­nah­me­aus­fall von schät­zungs­wei­se 256 Mil­lio­nen Fran­ken. Die fest­ge­stell­ten Män­gel am Sicher­heits­sy­stem hat­ten zur Fol­ge, dass eben­falls die bei­den Reak­to­ren des schwe­di­schen Kern­kraft­werks Oskar­shamm mit ähn­li­chen Sicher­heits­sy­ste­men für kur­ze Zeit vom Netz genom­men wur­den. Da zur sel­ben Zeit der Reak­tor in Ring­hals auf­grund der jähr­li­chen War­tungs­ar­bei­ten abge­schal­tet war, stand die Hälf­te der schwe­di­schen Atom­kraft­wer­ke still. Durch das Agen­da Set­ting in den Medi­en wur­de das The­ma Atom­kraft in Schwe­den wie­der zu einem poli­ti­schen The­ma im Vor­feld der Reichs­tags­wah­len vom 17. Sep­tem­ber 2006.

Ende Dezem­ber 2006 muss­te Fors­mark 1 auf­grund eines Stör­falls wie­der abge­schal­tet wer­den. Im Janu­ar 2007 folg­te die Stilllegung von Fors­mark 2. Dar­auf­hin hat die SKI bei der Staats­an­walt­schaft Anzei­ge gegen die Betrei­be­rin Vat­ten­fall erstat­tet. „Geprüft wer­den soll­te, ob es im Zusam­men­hang mit dem Stör­fall zu wider­recht­li­chen Hand­lun­gen gekom­men ist. Die schwe­di­sche Wirt­schafts­mi­ni­ste­rin for­der­te zudem die Lei­tung des Betriebs auf, innert Wochen­frist einen Unter­su­chungs­be­richt über die Sicher­heits­män­gel zu ver­fas­sen und all­fäl­li­ge Kor­rek­tur­mass­nah­men vorzuschlagen.

Dies hat­te zur Fol­ge, dass am 9. Febru­ar 2007 ein Reak­tor im gröss­ten schwe­di­schen Atom­kraft­werk Ring­hals her­un­ter­ge­fah­ren wer­den muss­te. Eine Woche dar­auf muss­ten Reak­to­ren von Fors­mark erneut vom Netz genom­men wer­den, nach­dem undich­te Gum­mi­dich­tun­gen ent­deckt wor­den waren.

Am 14. Febru­ar 2007 berich­te­te die Deut­sche Pres­se­agen­tur, dass das Atom­kraft­werk Fors­mark in den Vor­jah­ren infol­ge von Sicher­heits­män­geln mehr Radio­ak­ti­vi­tät ent­wickeln wür­de, als bis­her vom Betrei­ber ange­ge­ben wor­den sei: „Wie das schwe­di­sche Radio am Mitt­woch mel­de­te, sind über drei Jah­re hin­weg drei- bis vier­mal so hohe Men­gen an radio­ak­ti­ven Sub­stan­zen wie etwa Stron­ti­um-90 und Cäsi­um-137 aus­ge­tre­ten als zunächst ermit­telt. Die vom Betrei­ber genann­ten nied­ri­gen Wer­te beruh­ten auf Mes­sun­gen durch defek­te Kontrollinstrumente.“

Gemäss einer Mel­dung der Nach­rich­ten­agen­tur asso­cia­ted press ap vom 16. Febru­ar 2007 hat nun die natio­na­le Atom­auf­sichts­be­hör­de inter­na­tio­na­le Inspek­tio­nen der schwe­di­schen Kern­kraft­wer­ke ange­ord­net. Dem­nach sol­len Exper­ten der Inter­na­tio­na­len Atom­ener­gie­agen­tur (IAFA) die Sicher­heit der schwe­di­schen Kern­kraft­wer­ke überprüfen.

Am 22. März 2007 berich­te­te die Deut­sche Pres­se-Agen­tur dpa von einer Bom­ben­dro­hung im schwe­di­schen KKW Fors­mark, wel­che von der Poli­zei als ernst ein­ge­stuft wor­den sei.

Eben­falls die schwei­ze­ri­sche Haupt­ab­tei­lung für die Sicher­heit der Kern­kraft­an­la­gen (HSK) hat den Stör­fall im schwe­di­schen Kern­kraft­werk zum Anlass genom­men, die Sicher­heit schwei­ze­ri­scher Kern­kraft­wer­ke in den Fol­ge­mo­na­ten über­prü­fen zu las­sen. Das Ergeb­nis: Ein ähn­li­cher Vor­fall sei in der Schweiz auf­grund der Sicher­heits­sy­ste­me, der Vor­schrif­ten und der Kon­trol­len nicht möglich.

(Bae­ris­wyl, 2018, S. 29 ff.)