Dario Bolzern und Joel von Aarburg
Dieses Kapitel befasst sich mit der Analyse der medialen Berichterstattung, sowie den Folgen für die Branche, die Wirtschaft und die Politik anhand des Flugzeugabsturzes der Aérospatiale BAC-Concorde im Jahre 2000, bei welchem 114 Personen ums Leben gekommen sind. Der Fokus der Analyse lag auf dem Verhalten der Airline, den Emotionen der Stakeholder und der breiten Öffentlichkeit.
Eine einschlägige Recherche von Medienberichten, Fachbeiträge und öffentliche Unfallprotokolle sind die Grundlage für die vorliegende Fallstudie. Der BEA Accident Report «f‑sc000725 und f‑sc000725a», sowie das Fachbuch «Krisenmanagement im Tourismus von Axel Dreyer – sind von entscheidender Bedeutung.
Die Concorde, welche bei Air France und British Airways im Flottendienst stand, ist das erste Linien-Überschallflugzeug, das als ein mit Milliarden subventioniertes Prestigeprojekt der französischen Regierung Geschichte schrieb. Dies und die Tatsache, dass Amateuraufnahmen des Unfalls kurz nach dem Absturz veröffentlicht wurden, verursachte ein grosses mediales Interesse. Beim Umfall wurde durch eine heruntergefallene Metallstange eines zuvor startenden Flugzeugs ein Reifen der Concorde zum Platzen gebracht, welcher anschliessend den Treibstofftank des Flugzeugs durchdrang. Das durch das Leck austretende Kerosin fing Feuer, so, dass die Triebwerke ausfielen, und es zu einem Schubrückgang kam. Gemäss offiziellem Bericht stürzte deshalb die Concorde auf ein Hotel nieder. Recherchen der Medien haben ergeben, dass dieses Überschallflugzeug schon vor diesem Unfall äusserst fehleranfällig war. Der Luftfahrtexperte Tim van Beveren und Rechtsexperte Roland Schmid übten öffentlich Kritik am Concorde-Projekt. Die Rückhaltestrategie der Airline, das Ignorieren der Schuldfrage und der fragwürdige Umgang mit den Hinterbliebenen führte zum Vertrauensverlust. Trotz einer Überarbeitung der Maschinenkonstruktion musste 2003 der Flugbetrieb mit der Concorde eingestellt werden. Deshalb sollten Risikoindikatoren nicht zugunsten wirtschaftlichem oder politischem Druck zurückgehalten werden.