von Remo Graf und Jeremias Burch
Stuttgart 21 (S21) ist ein verkehrs- und städtebauliches Grossprojekt, das seinen Ursprung in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts hat. Das Vorhaben beinhaltet neben rund 57 Kilometern neuen Bahnstrecken und neun Tunnelanlagen umfangreiche Änderungen von Bahnhöfen und Eisenbahnknoten in und rund um Stuttgart. Durch die Verlegung diverser Teilstrecken in den Untergrund wird etwa ein Quadratkilometer Fläche für die Städteentwicklung frei. Bauherrin ist die Deutsche Bahn (DB).
Bereits in der Planungsphase wurde das Projekt aufgrund unterschiedlicher Machbarkeitsstudien gestoppt. Seit der ersten Bekanntgabe der Pläne entstand öffentlicher Widerstand, der sich immer öfter in Form der sogenannten Montagsdemonstrationen äusserte. Auch die Kosten stiegen seit ersten Angaben im Jahr 1995 von 2,45 Mrd. Euro auf heutige Schätzungen von rund 5 Mrd. Euro an.
Die Auseinandersetzung mit Stuttgart 21 zeigt die hohe Komplexität und die unüberschaubare Anzahl von Interessensträgern, die bei diesem Projekt zusammentreffen. Das Bauprojekt selbst erfordert bereits ein hohes Mass an Koordination und Übersicht. Durch den Unmut in der Bevölkerung und den unbekannten Projektausgang rückte das Krisen- und Kommunikationsmanagement immer mehr ins Zentrum der Ereignisse, und das eigentliche Bauprojekt geriet vermehrt in den Hintergrund. Das Projekt Stuttgart 21 zeigt die Bedeutung des Krisen- und Kommunikationsmanagements bereits in den ersten Phasen eines Projekts. Neben der Vorbereitung auf allfällige Krisen sollte das Krisen- und Kommunikationsmanagement im Extremfall sogar Einfluss auf das Projekt nehmen können. Die Krisen bei Stuttgart 21 fanden ihren Ursprung bereits vor dem eigentlichen Projektstart.