Bei der Ana­ly­se von Kri­sen­frames geht es — ana­log zur Ana­ly­se von Frames gene­rell — dar­um, Tex­te dar­auf­hin “abzu­ta­sten”, ob sie nor­ma­ti­ve oder deskrip­ti­ve Frame-Ele­men­te ent­hal­ten, die auf spe­zi­fi­sche Deu­tungs­mu­ster hin­wei­sen in der Wei­se, dass sich dar­aus eine Kri­sen­sto­ry aus einer spe­zi­fi­schen Sicht­wei­se ergibt.

Wir ver­wen­den dazu die Model­le Kri­sen­aspek­te und nor­ma­ti­ve Frame-Ele­men­te als Hilfs­mit­tel, nut­zen den mor­pho­lo­gi­schen Kasten als Hilfs­in­stru­ment zur Syste­ma­ti­sie­rung und wer­ten das Text­ma­te­ri­al mit MAXQDA aus. Deu­tungs­mu­ster im Sin­ne von Kri­sen­sto­ries kann man visua­li­sie­ren, indem man die ent­spre­chen­den Aus­prä­gun­gen der im Text “akti­vier­ten” deskrip­ti­ven oder nor­ma­ti­ven Para­me­ter (Frame-Ele­men­te) mit­ein­an­der verbindet. 

Dabei wird ein schritt­wei­ses Vor­ge­hen empfohlen:

1 Lek­tü­re von Bei­trä­gen über die Kri­se (das The­ma) mög­lichst unter­schied­li­cher Her­kunft (klas­si­sche jour­na­li­sti­sche Zei­tung, Bou­le­vard-/Pend­ler­zei­tung, Zeit­schrift, Posts in Social Media, Kom­men­ta­re in Online-Medi­en usw.)

2 Defi­nie­ren Sie das Pro­blem, das ange­spro­chen wird: Was wird als eigent­li­ches Pro­blem bezeich­net? Ev., bei­spiels­wei­se bei einem Kon­flikt, wird das Pro­blem unter­schied­lich defi­niert. Dabei kann Ihnen die Gra­fik Aspek­te einer Kri­se behilf­lich sein. Die mei­sten Pro­ble­me las­sen sich damit definieren.

3. Tasten Sie die­sel­ben Tex­te danach ab, ob bestimm­te nor­ma­ti­ve Sicht­wei­sen erkenn­bar sind (Wer­tun­gen, nega­ti­ve Ein­stel­lun­gen gegen­über …, Schuld­zu­wei­nun­gen usw.). Die­se sind erkenn­bar sind. Dabei kann es sich um wertende/emotionalisierende Wör­ter, Sät­ze oder gan­ze Aus­sa­gen han­deln. Notie­ren Sie, aus wel­cher Sicht geur­teilt wird, und wer “jeweils” ver­ur­teilt wird. Wird dabei die Schuld­fra­ge ange­spro­chen; wird jemand für das Pro­blem ver­ant­wort­lich gemacht; oder wer­den Kon­se­quen­zen genannt, die für die ver­ant­wort­li­che Instanz gel­ten. Wenn es sich um Unter­neh­mens­kri­sen han­delt, kann hier die Gra­fik “nor­ma­ti­ve Ele­men­te” ein gutes Hilfs­mit­tel sein.

4 Ord­nen Sie die Ergeb­nis­se in einem mor­pho­lo­gi­schen Kasten, wobei die Frame-Ele­men­te die Para­me­ter sind. Zen­tra­le Frame-Ele­men­te sind: Pro­blem­de­fi­ni­ti­on, Schick­sal (Unfall), Scha­den (Kata­stro­phe), Fehl­ver­hal­ten und Täter, Opfer, Schuld (Art der Schuld), Ver­ant­wor­tung (Wer ist ver­ant­wort­lich?), Kon­se­quen­zen (Was für Kon­se­quen­zen wer­den genannt?) Die Aus­prä­gun­gen für die ein­zel­nen Para­me­ter sind fallspezifisch.

5 Ent­schei­den sie sich, was für Bei­trä­ge sie unter­su­chen und mit­ein­an­der ver­glei­chen wollen.

6 Erstel­len Sie in MAXQDA das Gerüst für die Aus­wer­tung. Para­me­ter des mor­pho­lo­gi­schen Kastens sind Kate­go­rien; Aus­prä­gun­gen sind Unter­ka­te­go­rien. Erstel­len Sie Unter­grup­pen, wenn Sie Bei­trä­ge mit­ein­an­der ver­glei­chen kön­nen (oder unab­hän­gi­ge Varia­blen, die den Bei­trä­gen zuge­ord­net werden).