Bedingung für eine Unternehmenskrise ist die Betroffenheit des Unternehmens in dem Sinne, als dass dessen Existenz substantiell und nachhaltig gefährdet ist. (Krystek 1987, S. 6 f.; Bruhn) Nicht von ungefähr ist die Betroffenheit ein zentrales Merkmal eines Issues mit Krisenpotential. Offensichtlich ist die Betroffenheit bei einer Finanzkrise oder bei einem Maschinenausfall (Problemebene der Krisenverlaufskarte).
Auf der Krisenverlaufskarte werden dem Unternehmen auf unterschiedlichen Ebene verschiedene Rolle zugewiesen, entsprechend kann das Unternehmen in verschiedener Hinsicht von einer Krise betroffen sein.. So kann das Unternehmen de facto (= Problemebene) Opfer eines Hackerangriffs sein; die Medien können ihm die Schuld an einem Betriebsanfall geben (= mediale Kommunikationsebene); Bezugsgruppen (Ebene der öffentlichen Wahrnehmung) können enttäuscht über ein neues Produkt sein, das Vertrauen in das Unternehmen verlieren und die Produkte nicht mehr kaufen (Verhaltensebene von Anspruchsgruppen).
Betroffenheit und nicht erfüllte Erwartungen von Anspruchsgruppen
Viele Krisen zeichnen sich dadurch aus, dass das Unternehmen aus der Sicht von zumindest einer Stakeholder-Gruppe die Erwartungen nicht erfüllt (siehe Fehlverhalten). Diese Diskrepanz zwischen wahrgenommenen SEIN und SOLL hängt zusammen der Reputation des Unternehmens und wirkt sich auf das Folgeverhalten von Bezugsgruppen aus.
Betroffenheit und Bereitschaft zur Prävention
Die Betroffenheit eines Unternehmens ist auch ein Indikator für den Bereitschaftsgrad zur Krisenprävention und Vorbereitung. Fehlt die Betroffenheit, so bleibt das Interesse an solchen präventiven Massnahmen aus, selbst wenn man weiss, dass die Krise unausweichlich bevorsteht. Typische Beispiele sind der von Wissenschaftlern angekündigte Vesuvausbruch wie auch die sich in der Schweiz anbahnende Krise aufgrund des Rutsches der geburtenstarken Jahrgänge in das Pensionsalter (Überalterung der Bevölkerung). In beiden Fällen kennen die verantwortlichen Instanzen das Risiko und können es abschätzen. Trotzdem setzt man andere Themen auf die Agenda. Dieselben Gesetzmässigkeiten lassen sich in Unternehmen, die bei schleichenden Krisen konfrontiert sind, feststellen.